Hamburg (dpa) - Die Verbraucherverbände wollen eine Klagewelle gegen Banken lostreten, die ihren Kunden Zertifikate der inzwischen insolventen US-Investmentbank Lehman Brothers verkauft haben.
In fast allen Fällen gebe es einen Anspruch auf Schadenersatz, erklärte die Verbraucherzentrale Hamburg am Mittwoch. Das habe die Auswertung von 400 Fällen ergeben. Die Anleger hätten dabei Verluste von durchschnittlich 17 000 Euro erlitten. Die Grundsätze der anleger- und objektgerechten Beratung seien in den analysierten Fällen praktisch nie beachtet worden. Eine sorgfältige Aufklärung über die Risiken, die Regeln der Zinswette und die versteckten Provisionen habe es nicht gegeben, hieß es.
Nach Schätzungen der Hamburger Verbraucherzentrale gibt es bundesweit rund 40 000 Anleger, die Zertifikate von Lehman Brothers gekauft haben, davon allein in Hamburg 10 000. Die Schadensumme beläuft sich nach einer Hochrechnung der Verbraucherschützer auf knapp 700 Millionen Euro. Dabei handelt es sich allerdings um eine unbestätigte Schätzung auf Basis einer Stichprobe von 400 Fällen. Die Anleger hatten mit den Zertifikaten Geld an Lehman Brothers verliehen. Durch die unerwartete Insolvenz des US-Investmenthauses ist das Kapital der Anleger vermutlich vollständig verloren.
Die Banken hatten das Produkt als konservative Anlage eingestuft, weil es mit einer Rückzahlungsgarantie verbunden war. Die Hamburger Sparkasse (Haspa), die rund 3700 ihrer Kunden Lehman-Zertifikate verkauft hatte, will bis zum Ende des Jahres mit jedem einzelnen ein persönliches Gespräch geführt haben.
Bislang habe die Haspa in einigen Fällen Kunden entschädigt, wenn sie Beratungsfehler festgestellt habe, sagte eine Sprecherin des Unternehmens. In anderen Fällen sei die Beratung einwandfrei gewesen und deshalb keine Entschädigung geleistet worden. Die Haspa unterstütze aber alle Kunden bei der Durchsetzung ihrer Forderungen gegen die holländische Tochter von Lehman Brothers, von der die Zertifikate stammten. Dazu habe die Haspa eine Anwaltskanzlei engagiert.
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